In Deutschland gibt es viele unterschiedliche Dialekte. Doch die Sorben/Wenden sprechen keinen Dialekt, sondern eine eigene Sprache.

Schöne, aufwendige Trachten, der Spreewald oder Brauchtum. Daran denken viele, wenn es um Sorben/Wenden geht. Die Volksgruppe siedelt schon seit dem 6. Jahrhundert in der Lausitz und ist ein fester Bestandteil Brandenburgs und Sachsens. Viele Bräuche und Feste werden auch heute noch gefeiert – meist auf den Dörfern.
Die sorbische/wendische Sprache erfährt weniger Aufmerksamkeit. In Brandenburg wird Niedersorbisch, in Sachsen dagegen Obersorbisch gesprochen. Viele Straßen- und Ortsschilder im sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet sind zweisprachig. Vetschau trägt daher zusätzlich den sorbischen/wendischen Namen Wětošow. Doch die gesprochene Sprache ist vom Aussterben bedroht.
Seit 1998 gibt es das sogenannte WITAJ-Projekt des sorbischen/wendischen Dachverbands Domowina. In diesem Programm erlernen bereits Kleinkinder die Sprache auf spielerische Weise. Ein/e Erzieher*in spricht ausschließlich Sorbisch/Wendisch mit den Kindern. Vokabeln und Grammatik werden nicht gepaukt, sondern über einfaches Wiederholen übernommen.
Seit dem Jahr 2000 gibt es WITAJ auch in Vetschau. In zwei Kitas und einer Grundschule mit Hort können Kinder Niedersorbisch erlernen. Das Wort »witaj« bedeutet übrigens »Willkommen« – damit begrüßt das Projekt alle Teilnehmer*innen in einer neuen Sprache. Die Kinder wachsen zweisprachig auf und führen bestenfalls die sprachliche und kulturelle Tradition der Sorben/Wenden fort.
»Für viele Jugendliche, die die ganzen Feste auf den Dörfern mitfeiern, ist es besonders wichtig, dass sie Spaß haben und viel Alkohol konsumieren. Das ist für mich aber nicht die Kultur dahinter. Man sollte schon verstehen und wissen, warum man das Ganze macht, und die Sprache dahinter nicht vergessen.«
Jennifer Zeuke

Die Heimatverbundene
Jennifer Zeuke
Sie war Teil der ersten WITAJ-Generation in Vetschau. Sie erlernte Niedersorbisch in der Kita, dann in der Grundschule und wechselte schließlich auf das Niedersorbische Gymnasium in Cottbus. Nach ihrem Studium in Berlin zog es Jennifer Zeuke jedoch wieder in ihre Heimat Vetschau. Dort möchte sie in Zukunft wieder mehr an den sorbischen/wendischen Traditionen teilnehmen.