Ein Kernkraftwerk im Naturschutzgebiet – das gibt es nur in Rheinsberg. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit.

Der Startschuss für Atomenergie aus Ostprignitz-Ruppin fiel 1966. Damit war das KKW Rheinsberg das erste seiner Art in der DDR. In diesem Atomkraftwerk wurde jedoch nicht nur Strom produziert, sondern auch geforscht. Rund 130 Wissenschaftler*innen arbeiteten zur Zeit der DDR an der neuen Technologie.
Wegen erheblicher Sicherheitsbedenken wurde der Reaktor allerdings 1990 vom Netz genommen, der Betrieb wurde eingestellt. Doch was tun mit dem Gebäudekomplex? Seit 1995 betreut das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) den Rückbau der Anlage, der erst 2025 abgeschlossen sein soll. Damit dauern die Rückbauarbeiten deutlich länger als die eigentliche Nutzung des Kraftwerks.
Gleichzeitig befindet sich das Gelände mitten im Naturschutzgebiet Stechlin. Da die umliegenden Seen das Kühlwasser für das Kraftwerk lieferten, diskutieren Umweltschützer über die Folgen der Atomkraft für das dortige Ökosystem. Früher zählte der Stechlinsee zu den klarsten Seen Brandenburgs. Die nun gemessenen Verschlechterungen in Wasserqualität und -temperatur können jedoch nicht eindeutig auf das KKW zurückgeführt werden.
Vielleicht gibt es aber doch noch eine Zukunft für das rückgebaute Kernkraftwerk: Das Technikmuseum Berlin interessiert sich für die Blockwarte aus Rheinsberg. Damit könnte das KKW Rheinsberg auch in Zukunft Geschichte machen – nämlich im Museum.
»Man hat darauf vertraut, dass man mit der Kernenergie die Probleme der Menschheit lösen kann.«
Jörg Möller

Der Ingenieur
Jörg Möller
Bereits seit 1976 arbeitet Jörg Möller für das KKW Rheinsberg. Nachdem der Rückbau beschlossen wurde, war er lange Zeit Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit und Projektleiter des Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) in Rheinsberg. Außerdem ist er Vorsitzender des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Auch im Vorruhestand gibt er für Besucher Führungen durch die ehemaligen Anlagen des KKW.